Auf den Spuren der Zisterzienser
Die inzwischen fast tausendjährige Geschichte der Zisterzienser geht auf Robert de Molesme zurück, der im französischen Cîteaux ein neues Kloster gründete, um zu den strengen Regeln des Heiligen Benedikt zurück zu kehren: bete für die Welt und lebe von deiner Hände Arbeit. Daraus entstand der damals neue Orden der Zisterzienser, der sich rasch von seinen Ursprüngen in Burgund in ganz Europa verbreitete und über 750 Abteien und 1.000 Klöster vereinte, in denen sowohl Mönche als auch Nonnen lebten.
Die Zisterzienser trugen dazu bei, die Natur- und Kulturlandschaft entlang des Oberrheins zu erschließen und urbar zu machen. Die „weißen Mönche“ erschufen in abgeschiedenen Naturlandschaften ersten zusammenhängenden Landbesitz. Sie siedelten in abgelegenen Tälern, meist an Bächen, fernab der damaligen Zivilisation. Das Nutzen des Bodens, die Landwirtschaft und die Fischzucht im Mittelalter gründen auf der Arbeit und den Ideen der Zisterzienser. Ihre Vorstellungen von Weinbau, Landwirtschaft, Schaf- und Viehzucht, Waldbewirtschaftung und Handel, aber auch Buchkunst, Musik und Kultur verbreiteten sich systematisch und prägen Europa bis heute. Dabei folgten die Zisterzienser dem Grundsatz nachhaltigen Wirtschaftens. Nachhaltige Ideen prägten das gesamte Leben und Wirken des Ordens und die Selbstversorgung bildetet die Basis ihres unabhängigen Lebens.
Die Zisterzienser in Baden, Elsass und Pfalz
In der deutsch-französischen Region am Oberrhein zeugen verschieden Spuren von der Geschichte und dem Wirken der Zisterzienser. Das Kloster Maulbronn gilt als die am besten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist ebenso wie das Kloster Herrenalb ein Tochterkloster des elsässischen Zisterzienserklosters Neubourg. Das Kloster Neubourg bei Haguenau im Elsass führt wiederum auf das Kloster Morimond zurück, welches in der Region Grand Est in Frankreich liegt und eines der Primärklöster der Zisterzienserbewegung ist. Dort findet auch das Kloster Eußerthal in der Pfalz seinen Ursprung.
Kloster Neubourg
Dauendorf-Neubourg, Elsass
Die Abtei Notre Dame de Neubourg liegt in der Nähe von Haguenau im Elsass. Das heutige Gelände des Klosters befindet sich in Privatbesitz. Von der Abtei sind nur noch Überreste erhalten: der Haupteingang mit Portal sowie die Mauern, die das ehemalige Klostergelände begrenzen und innerhalb derer sich noch Stallungen finden. Die Überreste der Zisterzienserabtei stehen seit 1990 unter Denkmalschutz.
Die Zisterzienserabtei von Neubourg wurde 1133 am Rande des Haguenauer Waldes von Graf Renaud von Lutzelburg gegründet. Mönche der angesehenen Abtei Lucelle im Département Haut-Rhin errichteten das Kloster. Die Abtei nimmt vom Mittelalter bis zur Revolution einen wichtigen Platz im Nordelsass ein. Im 18. Jahrhundert lebten schätzungsweise 50 Ordensleute auf dem Gelände. In verschiedenen Epochen verwüstet, ließ Jacques Gacier d'Auvilliers, Abt von 1715 bis 1759, das Kloster restaurieren.
Klosterkirche Eußerthal
Eußerthal, Pfalz
In der Nähe von Annweiler am Trifels, in Eußerthal, liegt eines der bedeutendsten und ältesten Zisterzienserklöster der Pfalz. Es ist ein Tochterkloster der Abtei Villers-Bettnach in Lothringen. Heute kann nur noch die Kirche St. Bernhart besichtigt werden, die ein Teil der ehemaligen Klosterkirche darstellt.
Das Eußerthaler Kloster wurde 1148 gegründet. Seit 1186 waren die Eußerthaler Mönche Burgkapläne auf der Reichsburg Trifels und lasen die Messe in der Stadtkirche in Annweiler am Trifels. Die katholische Kirche St. Bernhart ist der Rest einer mächtigen dreischiffigen Pfeilerbasilika, die 1262 geweiht wurde. Rund um die Kirche informiert ein Klosterweg über das Leben und Arbeiten der Mönche im Mittelalter und über die ehemalige Ausdehnung des Klosters. Ebenfalls an der Klosterkirche beginnt der Mönchsweg, der Wanderer zur nahegelegenen Burg Trifels führt.
Kloster Maulbronn, UNESCO-Weltkulturerbe
Maulbronn, Baden
Das Kloster Maulbronn wurde im Jahr 1147 von Zisterziensermönchen gegründet. Es ist ein Tochterkloster des elsässischen Zisterzienserklosters Neubourg bei Haguenau.
Die Klosteranlage Maulbronn gilt als die am besten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. Sie zeugt von der hohen Baukunst der Zisterzienser und vereint verschiedene Baustile, von der Romanik bis zur Spätgotik. Sie ist heute UNESCO-Weltkulturerbe und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Zu den Highlights zählen die romanische Klosterkirche, der gotische Kreuzgang, das Paradies (ein zweistöckiger Kapitelsaal), das Refektorium (der Speisesaal der Mönche) und das Brunnenhaus.
Klosterkirche Herrenalb
Bad Herrenalb, Baden
Zisterziensermönche des Klosters Neubourg im Elsass gründeten im 12. Jahrhundert in Bad Herrenalb ein Tochterkloster. Heute ist die ehemalige Klosterkirche erhalten, die auch besichtigt werden kann.
Berthold III. von Eberstein gründete im Jahr 1149 Herrenalb mit dem Kloster Alba Dominorum, ein Hauskloster mit Grablege, und übergab es an die Zisterzienser. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wandelte sich das Kloster zu einem kleinen Wirtschafts- und Kulturzentrum. Aus den Ansiedlungen um den Klosterbereich bildete sich mit der Zeit die Gemeinde Herrenalb.
Von April bis September finden regelmäßig Führung durch die Klosteranlage statt. Außerdem gibt es einen Klosterpfad, der auf 5 km Länge zwei alte Schwarzwälder Gründungsklöster aus der Stauferzeit, Herrenalb und Frauenalb, miteinander verbindet und über die Klosterhistorie und die Region mitten in Baden-Württemberg erzählt.
Kloster Lichtenthal
Baden-Baden, Baden
Das Kloster Lichtenthal befindet sich im gleichnamigen Stadtteil von Baden-Baden. Von der Klosteranlage sind Klosterhof und Klosterkirche tagsüber frei zugänglich.
Gegründet wurde das Kloster von Markgräfin Irmengard v. Baden im Jahre 1245 als Grablege der badischen Markgrafen. Seit 775 Jahren beten und arbeiten Zisterzienserinnen an diesem Ort. Bis heute ist das Leben der Lichtenthaler Schwestern geprägt von der Spiritualität der Regel des Heiligen Benedikt. Die Klosteranlage liegt am Oosbach unterhalb des Leisbergs.
Neben der Klosterkirche und den Gebäuden, die die Zisterzienserinnen nutzen, gibt es einen Klosterladen, ein Museum, ein Café und ein Gästehaus auf dem Gelände. Es gibt Kalligrafiekurse, Konzerte in der Klosterkirche und spirituelle Angebote. Fürstenkapelle und Museum können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Kloster Heilsbruck
Edenkoben, Pfalz
Am Ortsrand von Edenkoben an der Südlichen Weinstraße befindet sich das Kloster Heilsbruck. Es ist ein Tochterkloster des Klosters Königsbrück bei Hagenau im Elsass. Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster befindet sich heute in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.
Das Anwesen ist nur noch zum Teil von Klostermauern eingefasst, die darin enthaltenen Weinberge (Lage Klostergarten Heilsbruck) gehören zu einer der ältesten und exklusivsten Einzellagen der Region. Der älteste Teil der Klosteranlage umfasst die heutigen Weinkeller, denn bereits die erste angelegte Kirche gründete ungewöhnlicherweise auf einer Kelleranlage mit einem kreuzförmigen Grundriss. Die Kelleranlage diente bereits den Zisterzienser-Nonnen im 13. Jahrhundert zur Weinbereitung. Außerdem ist eine ehemalige Taufschale aus dem 16. Jahrhundert erhalten.